In diesem Beitrag möchte ich auf die Situation rund um Teslas Gigafactory in Berlin-Grünheide eingehen. Ich habe den Bau und die Proteste dort von Anfang an verfolgt und die Baustelle in regelmäßigen Abständen während des gesamten Prozesses besucht. Letzte Woche war ich wieder dort, um die Situation für Nicht-Ortsansässige zu dokumentieren.

Tesla’s Fabrik und Baugebiet ist umgeben von:

  • Norden: Bahngleisen und einem Bahnhof
  • Süden: Einem Industriegebiet (Handelslogistikzentrum Freienbrink) direkt gegenüber dem Haupteingang von Giga Berlin. Es besteht aus Straßen, Bahngleisen, einer Vielzahl von Unternehmen und riesigen Logistikzentren mit einer Vielzahl von Lkw-Rampen und Hunderten von Diesel-Lkw, die dort hin, und davon weg fahren, oder auf dem Gelände parken. Einige der größten dort ansässigen Unternehmen sind Lidl, 2x Edeka, DGL Lagerlogistik, Knorr-Bremse und GLX
  • Osten: Bahngleise, Kiefernmonokulturen und dann eine Straße
  • Westen: Der Berliner Ring A10 sowie Autobahnauffahrten und -brücken

Die Proteste

Die ~ bis zu permanenten 80 Demonstranten befinden sich nordöstlich der Tesla Gigafactory in Berlin Grünheide. Sie haben einen Infostand neben dem Bahnhof und ein Baumhaus-Camp in den Kiefern neben der Straße errichtet. Mir ist aufgefallen, dass sie mit ihren Baumhäusern keine Bäume beschädigt haben, da sie nur Seile und ähnliche Materialien zur Sicherung ihrer Konstruktionen verwendet haben, was sehr aufwendig aussieht und ich ziemlich beeindruckend fand, da dies bei Baumhausprotesten nicht immer der Fall ist. Die Protestierenden sollen nächste Woche von dem Grundstück geräumt werden. Dies ist jedoch später als ursprünglich von einigen erwartet, da sie bereits mit einer Räumung am 11.3 rechneten.

Es gibt verschiedene Gruppen von Demonstranten, einige vom Umweltschutz und andere politisch motiviert (z. B. ist die Antifa dabei).

Sie protestieren gegen verschiedene Themen, vor allem:

  • Gegen die Erweiterung der Gigafactory und die damit verbundene Waldrodung
  • Wassernutzung durch Tesla
  • Wasserverschmutzung
  • Den Bau innerhalb eines Trinkwasserschutzgebiets
  • Schutz der Tierwelt
  • Ausbeutung von Tesla-Mitarbeitern
  • Datenschutzbedenken in Bezug auf Teslas Kameradaten
  • Großkonzerne – in diesem Fall Tesla
  • Elektroautos
  • Die Verwendung importierter kritischer Mineralien (Lithium, Kobalt usw.)
  • Individualverkehr anstelle eines Fokus auf die Öffentlichen Verkehrsmittel
  • Luxusautos/unbezahlbare Autos
  • Klimawandel
  • Elon Musk und seine Politik
  • Starlink
  • Die Regierung

Mit diesem Beitrag beziehe ich mich vor allem auf folgende Kritikpunkte:

  1. Die “Waldrodung” (welche hauptsächlich aus der Abholzung von Kiefernmonokulturen besteht)
  2. Schutz der Wildtiere
  3. Die Frage des Bauens innerhalb eines Trinkwasserschutzgebietes
  4. Wassernutzung (aktualisiert am 17.4.2024)
  5. Wasserverschmutzung (aktualisiert am 17.4.2024)

Waldrodung an der Tesla Gigafactory Berlin Grünheide

Karte der Baumstruktur rund um die Gigafactory und der gerodeten Flächen

Auf dem Gelände von Tesla handelte und handelt es sich größtenteils um Kiefernforst. In Nadelbaumforsten werden in regelmäßigen Abständen Bäume geerntet, sie sind trocken, waldbrandgefährdet und bieten wenig Wert für die Tierwelt. Seit vielen Jahren versucht das Land Brandenburg, diese Art von Kiefernmonokulturen durch Laubwälder zu ersetzen, da diese widerstandsfähiger gegen den Klimawandel sind und mehr Wasser und CO2 binden. Die großen Mengen von Fichten und Kiefern wie sie heute in Deutschland existieren sind in den meisten Gebieten auch nicht natürlich und Fichten sollten von Natur aus eigentlich eher in Sümpfen oder höheren Lagen wachsen. Natürlich betrachtet, sollte der größte Teil des Landes mit Buchen bewachsen sein. Während meiner Wanderungen innerhalb Deutschlands habe auch ich noch nie einen Kahlschlag von Laubwäldern gesehen, aber viele Fälle von kahlgeschlagenen Fichten- und Kiefernplantagen.

Ich möchte auch darauf hinweisen, dass es in Deutschland Gesetze (z. B. das Bundesnaturschutzgesetz) gibt, die die Rodung von Land und Wäldern für gewerbliche Bauten regeln; ein Teil der gerodeten Fläche muss neu bepflanzt oder an anderer Stelle ökologisch ausgeglichen werden. Im Fall von Tesla scheint es sich bei den Ausgleichspflanzungen überwiegend um Laubwälder zu handeln, die in den meisten Fällen ökologisch wertvoller sind als Kiefern- oder Fichtenmonokulturen. Tesla versprach die 3-fache Menge von Bäumen woanders wieder aufzuforsten wie sie auf Ihrer Baustelle entfernt haben. Es ist zu beachten, dass das Wachstum der neuen Bäume Zeit braucht und es viele Jahre dauern wird, bis sie zu einem “richtigen Wald” werden. Aber dieser Wald wird entweder gar nicht oder nur mit Einschränkungen kommerziell nutzbar sein, was auch einen höheren ökologischen Wert bedeutet. Die ausgewachsenen Ausgleichspflanzungen, die ich in anderen Regionen persönlich betreten habe, wirkten vielfältiger und gesünder als die Baumplantagen.

Beobachtungen zum Wildtierschutz (von Säugetieren)

Das gesamte Gebiet der Fabrik liegt in der Flugschneise von Fliegern, die alle paar Minuten am Flughafen Berlin Brandenburg (BER) starten und landen. Überall auf dem Gelände hörte man erheblichen Lärm von den Flugzeugen und zahlreichen Lastwagen (die zu und von den Logistikunternehmen im Industriegebiet kommen), Autos auf der Autobahn, sowie den regelmäßig vorbeifahrenden Zügen. In Anbetracht der Menge an Lkw- und Zugverkehr auf allen 4 Seiten des Tesla-Geländes und des Flugverkehrs darüber, könnte man argumentieren, dass es für die Tierwelt sicherer ist, dieses Gebiet zu meiden.

Das Trinkwasserschutzgebiet

Das Industriegebiet im Süden liegt auf dem selben Wasserschutzgebiet (Erkner – Neu Zittauer und Hohenbinder Straße Zone III) wie Tesla. Die Bauprojekte der Firmen die dort sitzen , erforderten mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die Rodung von Kiefern und die damit verbundenen Probleme.

Warum haben die Demonstranten damals nicht ebenso gegen den Bau des Handelslogistikzentrums Freienbrink protestiert oder protestieren jetzt nicht auch gegen die dort ansässigen Unternehmen?

Wasserverbrauch und Schutz der Wasserreserven

Tesla wurde stark dafür kritisiert, dass sie während der Planungs- und Bauphase der Gigafactory beabsichtigten, eine große Menge an Frischwasser zu verbrauchen. Sie scheinen das Problem angegangen zu haben: Aktuell nutzen sie, ohne die geplante Erweiterung der Produktion, nur 500.000 von den 1.800.000 Kubikmetern Wasser, die ihnen vertraglich vom Wasserverband Strausberg-Erkner zugesichert sind.

Wasserverschmutzung

Das Stickstoff- und Phosphorproblem

Die niedrigere Nutzung von Frischwasser wird durch das kontinuierliche Recyceln des, in der Produktion der Autos verwendeten, Wassers erreicht (vor allem in der Lackiererei). Das Problem besteht darin, dass die Menge an Stickstoff und Phosphor im Abwasser die Grenzwerte des regionalen Wasserversorgers überschreitet (manchmal sogar um das Sechsfache). Das wird wahrscheinlich genau durch die kontinuierliche Wiederverwendung des Wassers verursacht, die dazu tendiert, die Konzentration bestimmter Elemente darin zu erhöhen – wenn es schließlich aus dem Kreislauf entlassen wird.

Es gibt auch eine erhebliche Menge an Abwasser, welches von den 12.500 vor Ort beschäftigten Tesla-Mitarbeitern erzeugt wird, das konzentrierten Phosphor & Stickstoff und andere Substanzen enthält. Beide Elemente verursachen Eutrophierung, wenn sie in die Natur (Flüsse, Seen, Grundwasser…) gelangen, was aufgrund der bereits durch die Landwirtschaft und andere Industrien freigesetzten erheblichen Mengen ein weltweit zunehmendes Problem ist.

Es ist wichtig, klarzustellen, dass das Gigafactory Grünheide Abwasser nicht direkt in natürliche Gewässer geleitet wird. Stattdessen wird es in der Kläranlage Münchehofe behandelt, bevor es freigesetzt wird. Dies bedeutet, dass das Hauptproblem des Betreibers nicht der direkte Eintritt des Abwassers in die Natur ist, sondern der Umfang der Reinung, den die Anlage durchführen muss, um die eigenen Wasserstandards zu erfüllen.

Ist das Grundwasser rund um die Gigafactory Berlin Brandenburg geschützt?

Die Möglichkeiten des Austritts von Chemikalien und anderen giftigen Stoffen ins Grundwasser stellen ein wichtiges Anliegen dar und sollten berücksichtigt werden, wenn es um Unternehmen geht, die hochgefährliche Stoffe einsetzen, wie beispielsweise ein Automobilhersteller. Berichten zufolge hat Tesla an der Gigafactory 4 Sicherheitsvorkehrungen implementiert, die sicherstellen, dass Lecks, insbesondere aus den problematischsten Teilen der Produktion, durch abgedichtete Oberflächen zurückgehalten werden, um ein Einsickern ins Grundwasser zu verhindern.

Das Grundwasser in der Gegend ist bereits seit Langem durch industriellen Abfall, Abwasser, Konsumentenmüll (z.B. aus Autos geworfen oder von Fußgängern hinterlassen), Auspuffgase, Öl, Feinstaub (Dieselstaub, Reifen- & Bremsabrieb etc.) und anderen Quellen belastet die durch menschliche Wohnsiedlungen, die Autobahn, Straßen und das Industriegebiet verursacht werden.

Daher ist es eine relevante Frage, ob die Verschmutzung tatsächlich deutlich durch eine Expansion der Tesla-Anlage ansteigen würde und in welchem Ausmaß die Verschmutzung seit der ursprünglichen Errichtung bereits zugenommen hat.

Zusammenfassung zur Situation und zu den Protesten

Gibt es nicht viele andere, deutlich bessere Ziele, um gegen einige der von den Demonstranten vorgebrachten Anliegen zu demonstrieren?

Diese und viele weitere Fragen kamen mir, als ich mir die Gegend um die Tesla Gigafactory Berlin Grünheide und die Proteste gegen die Erweiterungspläne ansah.

Ich hoffe ich konnte euch helfen einen besseren Eindruck der Lage vor Ort zu bekommen.

– das Madeindex.org Team

Video zur Tesla Gigafactory Berlin Grünheide

Wenn Ihr mehr Filmmaterial aus der Umgebung der Tesla-Fabrik in Berlin sehen möchten, habe ich ein Video erstellt, das alle Erkenntnisse aus diesem Artikel zusammenfasst und Aufnahmen aus allen vier Richtungen des Werks zeigt.

Jetzt ist es an euch zu entscheiden:
Versucht Tesla die Umwelt zu schützen oder sie zu zerstören?
Ist Gigaberlin Mordor oder ist sie Gondor?

Please accept YouTube cookies to play this video. By accepting you will be accessing content from YouTube, a service provided by an external third party.

YouTube privacy policy

If you accept this notice, your choice will be saved and the page will refresh.

Video über die Bauarbeiten und Proteste der Gigafactory Berlin Brandenburg Grünheide

Erklärung: Niemand bei Madeindex.org besitzt Tesla oder Tesla-Aktien

Comments

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

Sign In

Register

Reset Password

Please enter your username or email address, you will receive a link to create a new password via email.